Leben im Prozess

Bewusstsein ist alles…

Lassen Sie uns ab hier mal einen tieferen Blick in das Leben wagen… und der Lebens-Integrations-Prozess (LIP), nach Dr. Wilfried Nelles, wird uns dabei ein wertvoller Wegweiser sein. Wir alle kommen an Punkte, die uns häufig in kindliche Verhalten- und Handlungsweisen zurückwerfen, von denen wir glaubten, sie schon längst überwunden zu haben. Doch meist müssen wir dabei erstaunt feststellen, dass wir nichts hinter uns lassen können, dass alles zu unserem Dasein gehört und seinen festen Platz in uns hat.

Frustrierend wird es oft für alle jene, die schon viel an sich gearbeitet haben und dem Versuch der Selbstoptimierung erlegen sind. Häufig müssen wir in einer Art Katerstimmung erkennen, dass wir eben nicht der Mensch  werden können, der wir wollen, sondern nur werden können, der wir sind. Durch diesen Irrtum, der uns von vielen Seiten ins Ohr geflüstert wird, entstehen früher oder später Krisen, Krankheiten und Unzufriedenheiten, die uns zusätzlich noch mit einer merklich schwindenden Lebensfreude konfrontieren. Bitter erkennen wir die Tatsache, nicht wirklich in unserem Leben anwesend zu sein und haben oft das Gefühl, dass im Inneren etwas Wesentliches fehlt.

Im Grunde beginnt erst jetzt der Weg zu einer tatsächlichen Persönlichkeit. Eine Persönlichkeit, die in sich selbst, durch Seins-Liebe und Mitgefühl, verbunden ist. Der Lebens-Integrations-Prozess (LIP), ermöglicht uns einen neutralen Blick auf uns selbst und unser bisheriges Leben. Dabei geht es um Einordnung, um Verständnis und um Selbsterkenntnis dessen, was da alles verbindungslos in uns herumirrt. Dieses innere Labyrinth zu erkennen und intuitiv dem Leben zu folgen, ist eine Fähigkeit, die uns im LIP zuteilwerden kann.

Unsere Workshops dienen dazu, den Ansatz des Bewusstseinsmodells von Wilfried Nelles, kurz LIP genannt (Lebens-Integrations-Prozess), kennenzulernen. Die Workshops gestalten sich in Anlehnung an die bekannten Aufstellungsverfahren und werden durch verschiedenste Meditationen, achtsame Übungen und Kurzvorträge begleitet, die das spontane und aktuelle Geschehen zu verdeutlichen helfen.

Wir schauen auf das, was ist …

Der Bereich des Selbstmitgefühls ist ein ganz wesentlicher Teil in uns, der jedoch oftmals ein eher verkümmertes Dasein fristet. In ähnlicher Form eines Aufstellungsverfahrens schauen wir von außen auf das, was im Inneren eine tiefe Verwurzelung in uns hat. Wir nähern uns auf mitfühlende Weise der Wirklichkeit in uns an und schaffen somit eine neue Ebene der Bewusstheit in und zu uns selbst. Ein Leben ohne Bewusstheit kann das Oberflächliche nicht verlassen und verliert sich in Äußerlichkeiten. Wir leiden an der Oberflächlichkeit, werden zusehends unzufriedener und empfinden Dumpfheit. Erst durch Bewusstheit finden wir einen tieferen SINN oder auch etwas BESEELTES, das unser Leben zu einem erfüllenden Abenteuer macht.

So sehen wir den LIP als Möglichkeit, den persönlichen Lebensprozess anzuschauen und sich bewusst zu machen. Ein SCHAUEN mit dem Herzen, das durchweg anerkennt und wertschätzt, was jetzt gerade ist, das keine Trennung in angenehm und unangenehm, richtig oder falsch kennt. Nicht wie es sein sollte oder hätte sein können, sondern es geht um das, was ist und war. So entsteht eine recht nüchterne und völlig unspektakuläre Haltung, die nicht auf Veränderung abzielt, sondern der liebevollen Anerkennung und Akzeptanz unterliegt. Im LIP setzten wir die Selbstverantwortung voraus, denn die Fragen nach Schuld, richtig und falsch stellen wir nicht mehr. Wir verantworten ohne Einschränkung alles, was wir ANSCHAUEN und erkennen die Ebene von Versöhnung und Wertschätzung an. Der Wertschätzung unseres Lebens, wie es sich bis heute entfaltet. Durch dieses SCHAUEN, indem wir unsere uneingeschränkte Aufmerksamkeit auf den sich ausdehnenden Prozess lenken, geben wir den Bewusstseinsströmen der Selbstverantwortung und des Selbstmitgefühls Aufmerksamkeit. Eine Art der Aufmerksamkeit, die unser Leben als etwas ganz natürliches, unabdingbares und gleichsam Liebevolles zu erkennen weiß.

Somit fällt es uns leichter, dem Alten und Vergangenen nicht mehr nachzuhängen und allem Gewesenen eine Erklärung abzuverlangen. Wir verabschieden uns von dem starken Willen nach Veränderung und „dem alles Verstehen zu müssen“ und begegnen der Kraft des „Einverstanden seins“ und der Akzeptanz.

In den Prozessen schauen wir aus der Perspektive des Erwachsenen auf uns selbst und unser Leben. Als Paar schauen wir auf unsere Beziehung. Wir schauen weniger auf das Trennende, sondern wir richten unsere Aufmerksamkeit auf die Kraft der Verbindung, die aus dieser Beziehung erwachsen ist. So können wir den Faden unseres gemeinsamen Lebens wahrnehmen und ihn bis zum heutigen Tage verfolgen.

Ein sich öffnen für unseren Lebensfaden und das Spüren der Kräfte, die in uns ruhen, um dieses Leben voll und ganz annehmen und gestalten zu können, liegt dieser Prozessarbeit zugrunde. Der LIP ist ein Anliegen an uns selbst, denn nur wir allein können uns „Mitfühlend – Selbst – Entwickeln“.

Marion Hötzel

In seiner Durchführung ähnelt der LIP dem durch Bert Hellinger entwickelten systemischen Aufstellungsverfahren. Aus dem „Hellinger Verfahren“ wurde durch die Weiterentwicklung durch Wilfried Nelles der „Lebens-Integrations-Prozess“. Eine Weiterentwicklung, die mehr auf DAS schaut, was jetzt ist und alles Vergangene nicht verändern, entstellen oder optimieren möchte. Vielmehr geht es darum, durch die Würdigung des Vergangenen einen Raum in uns zu öffnen. Wie in den traditionellen Aufstellungsverfahren wird auch im Lebens-Integrations-Prozess, durch das Aufstellen von Stellvertretern für die einzelnen Entwicklungsphasen, der Prozess lebensnah spürbar und lebendig.