Werden wir immer würdeloser, ohne dies zu bemerken?

Haben wir etwas verloren und wissen nicht, was es ist?

 

 Und führt das möglicherweise dazu, dass wir den Kontakt zu uns als menschlich warme Wesen verlieren? Und gibt es etwas, das uns leiten kann, so etwas wie eine universelle Leitschnur? Und könnten uns neue Bilder verschiedener Bereiche von Zukunft dabei helfen, wieder Würde in unser Leben zu bringen? Und hat Würde auch mit dem sichtbaren Sein in uns zu tun? Also wer sind wir, was bringen wir in das Ganze ein und welchen Platz haben wir darin?

 

Darüber sprechen wir häufig mit den Teilnehmenden im Anschluss an die Schweige-Kurse. Sie erfahren ihre eigene rohe Seite, und das macht sie sehr traurig und auch hilflos, so berichten sie. Sie fragen uns dann, wie das sein könne, dass sie sich alleingelassen fühlten damit und überfordert in der Welt. Wir haben dann untersucht, woher diese Empfindungen von alleingelassen und überfordert sein kommen können. Und ob es möglicherweise schon immer in Gesellschaften so war. Oder ob es uns in der heutigen modernen Zeit an etwas fehlt, das uns Halt gibt. Wir vermuten, dass uns vielleicht etwas verloren gegangen ist, das unsere moderne und aufgeschlossene Gesellschaft unbewusst vermisst. Vielleicht leiden wir ja alle unter dem Verlust eines uns leitenden Schöpfergeistes. Vielleicht ist die offensichtliche Verrohung, die um uns herum so sichtbar wird, ja der Ausdruck eines Phantomschmerzes. Der Schmerz eines Verlustes, den wir als Menschen dieser Zeitepoche erlitten haben und der noch nicht bewusst verarbeitet wurde. Suchen wir etwas im Außen, das uns leiten soll, wie Gott oder etwas ähnlich Universelles? Mit unserer Ethik allein scheint es ja nicht zu klappen, denn die Welt sähe anders aus, als sie das gerade tut. So scheint ethisches Verhalten gerade nicht on vogue zu sein. Könnten wir der Ethik auch noch universelle Prinzipien hinzufügen, was würde das für die Menschen von heute bedeuten? Könnte uns das eine Anleitung und Wegweiser für ein friedvolles Zusammenleben und das gemeinsame Gestalten von Zukunft ermöglichen? Könnten wir neue Bilder für alle komplexen Bereiche unseres Lebens entstehen lassen, in denen jeder sich als gehalten und wahrgenommen empfinden kann? Eben als Mensch in Würde. In Würde ob seines Daseins und der Schöpferkraft, die darin liegt.

Doch gehen wir jetzt erst einmal davon aus, dass wir tatsächlich etwas verloren haben. Den durchaus schmerzhaften Verlust eines uns leitenden Schöpfergeistes. Bei allem, was wir durch diesen Verlust gewonnen haben, scheint der Schmerz derzeit doch noch größer als der Gewinn zu sein. Es steht ja außer Frage, dass wir lange Zeit und über viele Epochen des menschlichen Daseins in dem alten Schöpfer- und Leitmodell durch die unangefochtene Anerkennung von GOTT in etwas Größerem gehalten und aufgehoben waren. Dieses Größere, dieser Gott, war außer uns und über uns, auf keinen Fall aber war es in uns. Und zu allen Zeiten lebten jene Menschen, die dieses Leitbild hinterfragten, sehr gefährlich. Angefangen von Ächtung und Ausgrenzung bis hin zur Tötung im Namen der Kirche und des Glaubens war schier alles erlaubt. Diese Menschen waren vogelfrei, was damals einem Todesurteil gleichkam. Der allerdings größte Teil der Gesellschaft fühlte sich sehr wohl gehalten und aufgehoben in Gott oder anderen Gott gleichen Wesen, zum Beispiel: Priester, Könige, Adelige, und das Großbürgertum.

Doch langsam wuchsen wir in die Epoche der Aufklärung hinein. Die Zeiten der Industrien, der Wissenschaften und der Forschung brachen an. Die Menschen befreiten sich vom Joch der Unterdrückung durch die Kirchen, dem Adel und dem Großbürgertum. Eine große Epoche der Neuzeit begann und Gott wurde ad absurdum gestellt. Das Bild von Gott hatte ausgedient. Der Einzelne betrat nun die Bühne des Bewusstseins. Die Geburtsstunde des EGOs brach an, und da hatte kein Gott, neben dem ICH, weder Bedeutung noch einen Platz. In schlechten Zeiten rief man ihn diesen übermächtigen Gott weiterhin als Heilsbringer an, und das geschieht bis heute noch. Wir erkennen das auch in der Meditationpraxis, die gerne dazu benutzt wird, wenn es dem EGO schlecht geht, und wieder bei Seite fällt, wenn die Krise überstanden scheint.

Durch unseren aufgeklärten Geist hat Gott also seinen Stellungswert als Halt gebenden Moment so gut wie verloren, und so stehen wir alleine und haltlos da, sozusagen mutterseelenallein. Hier beginnt das Kind in uns zu schreien und es schreit nach der Mutter. Der Jugendliche in uns schreit nach dem Vater als gottähnliche Größe. Der junge Erwachsene verwechselt sich mit Gott und hängt seinen Vorstellungen und Neurosen nach. Der Erwachsene sucht nach dem Sinn. Der Weise geht in die Stille und tritt in die geistige Verbindung mit dem Existenziellen ein. (Marion Hötzel 2017 während eines LIP-Aufstellungsprozesses.)

Die Haltlosigkeit macht uns also zu schaffen und dies zeigt sich in unserem Bedürfnis nach Sicherheit. Wir müssen unbedingt alles absichern und die Versicherungen und die Finanzwelt feiern ihre Hoch-zeiten. Aus dieser unerträglichen Tatsache der Haltlosigkeit heraus haben wir uns notgedrungen selbst zum Schöpfer erkoren. Und zur Zeit sieht es so aus, als dass wir es tatsächlich sehr ernst damit meinen, Schöpfer unserer Leben zu sein. Unsere schier unerträglich wachsende Gier nach allem, was mit „haben wollen und besitzen müssen“ zu tun hat, ist ein Zeichen dieses schöpferischen Machtanspruches. Die Resultate unserer übermenschlichen Verbrauche sind unübersehbar, und parallel dazu nimmt eine sich rasant ausbreitende geistige Verrohung ihren Lauf. Denn eines ist gewiss: Gott als unangefochtener Schöpfergeist ist tot, und das verkündeten schon auch Nietzsche und Freud. Doch ist diese erschütternde Tatsache noch nicht wirklich in unserem Bewusstsein angekommen. Denn fast ein Jeder, der in der modernen westlichen Welt lebt, rennt seinem eigenen Schöpferbild hinterher. Und wie es scheint, ist dieses Schöpferbild bei weitem nicht so belastbar, wie es das alte Bild von Gott einst war.

So finden wir bisher noch keinen ausreichenden Halt im Leben und sind immer im Außen damit beschäftigt, erfolgreich, wohlhabend und von Bedeutung zu sein. Die Erschaffung unseres eigenen kleinen Kosmos bietet Raum für alle Kuriositäten, die wir mal hier Neurosen nennen wollen. Das geht so weit, dass wir unser Gleiches, also von Mensch zu Mensch, als Konkurrenten sehen, als Feinde, die wir öffentlich verunglimpfen und demontieren dürfen. Also, wie vor Tausenden von Jahren schon, sie als vogelfrei ansehen. So leben wir gerade in sehr fragilen Zeiten, haltlos und ohne Orientierung irren wir Halt suchend in allen Richtungen herum. Und obwohl wir uns durch Scheinsicherheiten zu halten versuchen, reichen diese ganz offensichtlich nicht aus, um uns in der Welt und im Leben als gehalten zu empfinden.

Doch was soll geschehen? Wie kommen wir weiter?

Vielleicht ist es ja unsere Aufgabe als Gesellschaft, etwas zu kreieren, das uns allen Halt geben kann. Dass unsere erkalteten und oft auch verrohten Wesen wieder so etwas wie Mitgefühl und Würde empfinden können. Dass wir uns aufgehoben fühlen inmitten all der Mitmenschen. Vielleicht nehmen wir das Bild des Arche-Noah-Prinzips wieder in uns auf. Es hat schon einmal für eine große Menschenbewegung Stand gehalten. Rückblickend könnten wir uns als Menschheit durchaus darüber freuen und stolz darauf sein, was wir durch innere Bilder bisher schon geschaffen haben.

So könnten wir doch auch unsere Fehler, die aus der Gier der Selbstbezogenheit entstanden sind, erkennen. Auf diese Weise wurde uns die Unwürdigkeit, in der wir heute leben, bewusst. Vermutlich würde uns das zutiefst schmerzen, und durch diesen Schmerz würde ein neues Gleichgewicht entstehen können und neue Ideen und Bilder einer Weltengemeinschaft könnten sich in unseren Köpfen formen. Jeder wäre aufgerufen, seinem Sein einen größeren Sinn zu geben, der sich durch die Verbindung zum Kollektiv ausdrückt. Auf diese Weise würde jeder zum Schöpfer seines Daseins, und ab hier sprechen wir dann von einer tatsächlichen SELBST-Wirksamkeit. Einer Wirksamkeit oder einem Handungsbewusstsein, das durch die Wahrhaftigkeit eines bewussten Ichs entsteht. Also dem erwachten Ich, das sich von der Antwort auf die Frage „Wer bin ich?“ leiten läßt. Das kleine und in der Kindheit und Jugend verwickelte Ich wird als solches erkannt, verliert seine destruktive Kraft und erlischt. Wie ein Geist, der sich in die Flasche zurückzieht und sich selbst verkorkt.

Erst wenn das Kleine ich verblasst, wird ein völlig neues ICHSEIN im Schöpfergeist des Selbst geboren. Erst hier empfindet sich das Ich als ein Selbst oder Sein, aufgehoben und gehalten in einem universellen WIR. (Marion Hötzel 2018 während eines LIP-Aufstellungsprozesses)

Vielleicht geht es gerade jetzt für uns alle darum, eine gemeinsame Vision zur Fortsetzung der Erfolgsgeschichte MENSCH zu kreieren. Eine Vision, die sich wie ein Liebesgedicht über das Lebendige legt. Über die Liebe zum Leben, die Liebe zu uns Menschen, den Tieren und der Natur. Eine Liebe, in der die Würde gedeihen kann. Wir schaffen neue Bilder für unseren Fortbestand und auf diese Weise wird unser Dasein ein aktiver Bestandteil im universellen Bewusstsein werden. Dem Leben zu dienen wird zur Grundlage all unserer Handlungen. Herausforderungen nehmen wir als Wachstumsunterstützer an, statt uns wie bisher von ihnen lähmen zu lassen, und das heißt ganz aktuell, dass wir über dieses alleingelassene und EGO-orientierte Einzelwesen hinauswachsen müssen. Diese zerstörerische Entwicklungsstufe werden wir ganz sicher durchleben und durchstehen, denn nur so kann sich ein neues Bewusstsein im Kollektiv heraus ausbreiten und gestalten. Es gibt schon Menschen, bei denen diese Selbstentfaltung stattfindet, und wir erkennen in ihnen ein völlig neues Bewusstsein, dem das Gemeinwohl ein Ansinnen ist.

So können wir jederzeit damit beginnen, Bilder für dieses Gemeinwohl zu entwickeln. Und dazu müssen wir nicht irrwitzigen Ideen folgen, in denen wir den Mars oder was auch immer bevölkern! Es gibt, stand jetzt, keinen Planeten, der schöner wäre als der unsrige. Allein die Milliarden, die es kostet, den kalten Mars zu erkunden, könnten dazu verwendet werden, dem Kindersterben durch Hunger und Gewalt auf unserem Planeten sofort ein Ende zu setzen. Unsere Meere könnten auf der Stelle von unserem Dreck befreit werden. Menschen, die dem Gemeinwohl Schaden zufügen, wären eine Schande und nicht wie heute beneidenswerte Vorbilder.

Wir könnten beginnen innere Bilder zu formen, die uns in eine friedliche Form des Menschseins führen, und diese neuen Bilder können sich in jedem Einzelnen von uns, und zwar ab jetzt sofort, gestalten. Schon fünf Minuten am Tag reichen aus, um die Welt zu verändern. Doch die Bilder von dem Fiasko, das wir angerichtet haben und die uns tatsächlich auch gesellschaftlich beschweren, müssen wir als Produkte einer Gesellschaft, der es an Liebe und Würde fehlte, schonungslos annehmen.

Wie kann dieses Annehmen also gehen?

Meditation ist die Möglichkeit, mit der wir uns seit mehr als 40 Jahren beschäftigen. Sicher gibt es auch andere Möglichkeiten, doch Meditation ist für uns die effektivste Form, solange sie nicht zum Wellness-Produkt degradiert wird. Doch dazu haben wir an einer anderen Stelle schon einmal etwas geschrieben. Eine weitere, jedoch leidvolle Möglichkeit ist das Durchleben von kollektivem Leid. Darunter fallen die Leiden an Pandemien, Kriegen und anderen, das Kollektiv betreffenden Krisen. Dadurch kommt es für einen großen Teil der Menschen gleichzeitig zu einem kollektiven Bewusstseinssprung. Dies zeigt uns ein kurzer Rückblick in die Historie der gesellschaftlichen Entwicklungsschritte. Und so könnte es doch durchaus sein, dass die neuerliche MEGA-Bewegung der Achtsamkeit und Meditation dazu führt, den alten Bildern neue, dem Zeitgeist entsprechende Bilder hinzuzufügen. Und das ist dann auch schon der wesentlichste Aspekt unserer Arbeit.

Es geht nicht um die Rettung der Welt, und doch geht es auch darum. Vielmehr aber geht es um Rettung der menschlichen Spezies, und zwar einer Rettung, die nur durch geistiges Wachstum geschehen kann. Und wir sehen uns als Pioniere für dieses neue Bewusstsein, denn wir alle brauchen dringend neue Bilder, wenn wir uns weiterentwickeln wollen. Wir müssen uns Fragen stellen, damit diese Bilder entstehen können. Zum Beispiel: Was soll in meinem oder unserem Namen geschehen? Wie soll unsere Erde aussehen? Was wollen wir mit unseren Fähigkeiten gestalten? Das sind die Fragen der Zeit. Und diese Fragen müssen erst einmal von jedem Einzelnen gestellt werden. Also von Ihnen, von mir, von allen anderen auch. Diese Fragen stehen an, stehen sozusagen im Raum, und wir kommen nicht an ihnen vorbei. Sie sind wie ganz feine Tiefseebohrer, lassen uns nicht los und drängen uns aus der Trägheit der Traumwandler an die Oberfläche der Realität. Dem Leben selbst.

Eine kollektive Veränderung geschieht nicht einfach nur mal so, das setzt immer einen enormen Kraftakt voraus. Und aktuell stehen wir wieder einmal vor solch einer großen Kraftanstrengung. Durch sie werden wir in eine kollektive Erfahrung gelangen, die dann durch eine Transformation aus dem jetzigen Bewusstsein hinausführt. Diese Transformationen hat es immer schon gegeben. Sie gehören zur Weiterentwicklung von Bewusstsein dazu, doch jede dieser Transformationen war anders als die zuvor, und auch diese, die wir jetzt erleben werden, wird wieder völlig neu sein. Niemand kann sagen, wohin das führen wird, wie die Welt, in der wir dann leben, sein wird.

Wie schon erwähnt, gab es immer solche Schritte der Bewusstseinsbewegung, die wir rückblickend doch sehr eindrucksvoll betrachten können. Und wenn wir noch genauer hineinblicken, erkennen wir auch, unter welch schwierigen Bedingungen all diese Entwicklungsschritte des menschlichen Bewusstseins bisher erfolgten. Wir wissen auch, dass diese Schritte immer mit Bildern einhergingen. Innere Bilder für ein friedvolles Miteinander finden wir in allen Epochen, schon weit vor der Moderne, und innere Bilder waren von jeher Leitmotive von Gesellschaften. Denken wir nur an die Höhlenmalereien, an die Fähigkeiten des künstlerischen Ausdrucks, und auch Kinder erschließen sich ihre kleine Welt anhand von Bildern. Die Form, wie wir lernen, wie wir Wissen integrieren, geht immer mit Bildern einher.

So sind unsere Gedanken letztlich auch nur ein Ausdruck von Bildern. In jeder Entwicklungsphase ist eine Anpassung, ein Update sozusagen notwendig, damit sich das Bewusstsein immer weiter entfalten kann. Das ist häufig schwierig, da wir dazu neigen, den bequemen Weg zu beschreiten, also in Altes zurückzugleiten. Die Brille der Erinnerung malt stets mit goldenen Pinseln, sagt eine chinesische Volksweisheit. Eines wird deutlich: Wir werden neue Tore des Bewusstseins durchschreiten und dabei keinen Rückschritt machen. Und doch muss all das Alte und Erfahrene erinnert werden, damit es als Baustein für das sich neu formende Bewusstsein zur Verfügung stehen kann. So entsteht das Neue aus dem Alten und beides ist von gleichem Wert. Das eine bereits durchlebt und das andere wird neu geboren.

Doch was ist der Baustein in jedem Einzelnen von uns?

Wir haben es tatsächlich geschafft, unseren Verstand zu Höchstleistungen zu bewegen, doch der Entwicklung von Mitgefühl, Würde und Erbarmen wurde nur wenig Aufmerksamkeit beigemessen. Und damit haben wir unseren inneren Kompass verloren und alles, was uns als Menschen immanent ist, wie Güte und Wärme, aufgegeben und der Vereinzelung geopfert. So wurden wir Wissende, doch unsere Seelen verkümmerten und wurden roh, grob und kalt. Wir haben uns selbst degradiert und zu Objekten unseres Konsums gemacht. Haben uns optimiert und auf mannigfaltige Art und Weise prostituiert. Haben Kommunikation als Werkzeug missbraucht und es dadurch in eine Unantastbarkeit geschafft. Jeder ist unantastbar, unberührbar und unerreichbar, Gott gleich also. Und bei alldem erkennen wir die Armut nicht, in der wir uns befinden. Und vielleicht müssen wir ja gerade deshalb nach Wohlstand und Reichtum streben, weil wir diese innere Armut nicht ertragen können. Weil sie uns würdelos sein läßt. So leben wir in einer Welt voller Reichtum, die an Armseligkeit kaum noch zu überbieten ist. Die Währung im Inneren ist ein ständiger Hunger, der uns gierig, neidisch, kalt und lieblos werden lässt. Und wenn Sie das, was ich hier schreibe, berührt, dann sind Sie noch zu retten.

Schlussgedanken

Wir raten also sehr zur Meditation als einem Weg, mit dem wir uns selbst infrage stellen können. Denn das ist die wichtigste Aufgabe der kommenden Jahre. Und natürlich haben wir uns Gedanken gemacht, was wir Ihnen am Ende dieses Aufsatzes mitgeben, damit Sie neue Bilder in sich zu Tage fördern können. Und in Anlehnung an die Überlieferungen der universellen Prinzipien aus den verschiedenen Meditationstraditionen haben wir einige Aspekte zusammengetragen und unserem derzeitigen Alltagsbewusstsein angepasst. Und unser Fokus richtet sich dabei ganz bewusst auf die Kultivierung von Mitgefühl, Wärme und Würde.

Als Wegweiser für die Veränderung unserer inneren Bilder kann

eine Eigenintrospektion mit den folgenden Aspekten dienen:

Vielleicht nehmen Sie sich den ein oder anderen Aspekt mal über einen längeren Zeitraum zur inneren Betrachtung vor. Führen Sie Tagebuch zu den neu entstehenden inneren Bildern, Gedanken und Empfindungen. Entdecken Sie selbst, wie sich die Qualität Ihrer Gedanken und der Ausdruck Ihrer Sprache verändern und Sie wieder empfindsamer, berührbarer und würdevoller werden.

1. Erkenne den inneren Kern und die Schönheit in dir, in jedem Menschen, in allen Lebewesen, in der Natur und in allen Dingen.

2. Suche die Würde und das Würdevolle in dir selbst, in anderen und allen Lebewesen.

3. Unsere innerste Natur ist Mitgefühl, nicht Empathie oder Verständnis. Mitgefühl ist eine körperlich allumfassende Wahrnehmung. Es entsteht aus der bewusst empfundenen Verbundenheit mit allen Dingen. Dem Lebendigen, der Kunst und der Schönheit der Natur.

4. Wenn wir unsere inneren Abläufe wie Denken, Fühlen und Empfinden besser verstehen, lernen und anerkennen, können wir unsere Aufmerksamkeit auf das Bewusstsein lenken, in dem dies alles stattfindet. So entstehen neue innere Bilder, die sich jenseits der alten Bilder ergänzend etablieren.

5. Erkenne und beobachte deine geistigen Befindlichkeiten, die dann dein Bewusstsein durch Meinungen und Handlungen bestimmen.

6. Bemerke die engen und unheilträchtigen Zustände in dir, untersuche ihren Ursprung. Lass dir Zeit, verändere sie nicht und erkenne, wie sie sich in Weite und Zustimmung umwandeln.

7. Unsere Vorstellung von einem „Ich“ entsteht durch die Identifikation mit dem Denken, dem Glauben und dem Empfinden. Es gilt, die Ideen von unserem ICH freizulegen und all das, was uns fest mit diesem ICH verbindet, zu identifizieren und abzulegen. Wir werden freier und freundlicher.

8. Unser Leben hat sowohl eine universelle als auch eine persönliche Dimension. Beide Teile müssen respektiert werden, sodass sie im Inneren ihre Begrenztheit verlieren.

9. Weisheit kann nur gelingen, wenn wir den Körper in seinen Grenzen anerkennen und auch erkennen, dass unser Geist begrenzt ist.

10. Die Macht der Gedanken ist oft einseitig und falsch. Wir lernen uns diesem Umstand hinzugeben und versuchen, uns unserer Gedanken bewusst zu sein.

11. Unwissenheit liegt allen groben und Handlungen zugrunde. Versuchen wir, uns von Unwissenheit überall dort zu befreien, wo wir bemerken, dass das Grobe aufscheint. (Zustände wie z. B. Unzufriedenheit, Wut, Verzweiflung, Kränkung)

12. Versuchen wir, durch die entstehende Weisheit in uns, kraftvolle und mitfühlende Reaktionen in diese Welt zu bringen.

13. Gehe deiner Motivation auf den Grund. Sie ist in der Tiefe eine Absicht, sie ist die Saat, aus der die Zukunft entsteht. Wir müssen also wissen, woher unsere Motivationen kommen, und sie genau auf ihre Tragweite untersuchen.

14. Das, was wir immer und immer wieder denken, formt nicht nur unsere persönliche Welt. Es wird wie eine Selbstprophezeiung, im Guten wie im Schlechten. Und beide Seiten sind erst dann in Ordnung, sobald sie uns bewusst sind. Denn erst durch diese Bewusstwerdung kann es zu einer Entscheidung oder Handlung kommen. Und diese Handlung, die durch die bewusste Entscheidung entsteht, ist völlig neu.

15. Es gibt keine Trennung zwischen Innen und Außen, dem Selbst und den Anderen. Wenn wir uns annehmen können, wie wir tatsächlich sind, und die Illusion von dem, wie ich sein möchte, aufgeben, nehmen wir die Welt als Gesamtes an. Alles bekommt Bedeutung: Ich, die Anderen, die Welt, das Leben.

16. Verzeihen ist dringend nötig und möglich. Es ist nie zu spät, sich selbst und anderen zu verzeihen und immer wieder von vorne zu beginnen.

Wir freuen uns darüber, wenn Sie uns Ihre Erkenntnisse mitteilen und uns etwas dazu schreiben.
Werden Sie wachsam, bleiben Sie frohes Mutes, und bleiben Sie dran …

 

COPYRIGHT
Marion Hötzel
ZENtrum-Mondsee

Gerne können Sie aus diesem Gedankenfluss schöpfen, und schön, wenn Sie auf die Quelle hinweisen …
Herzlichen Dank!